Hauptsache, die Homepage stimmt

Deutsche Geschäftsführer messen das Prestige ihrer Firma zunehmend daran, ob sich das Unternehmen bereits im Internet präsentiert.

Für viele Firmen war das Internet lange ein Experimentierfeld, doch nun sehen Experten eine Trendwende: Immer mehr deutsche Unternehmen gehen online, haben das World Wide Web, den multimedialen Teil des Computernetzwerkes, für sich entdeckt. Ihre Motive, auf der globalen Datenautobahn mitzufahren, sind so unterschiedlich wie Größe und Produkte der Unternehmen. Ein Wunsch ist jedoch allen gemeinsam: In dem neuen Medium Präsenz zu zeigen, um die technologische Entwicklung nicht zu verschlafen – ein "sanfter Zwang", wie es ein Unternehmenssprecher formuliert. Nach Schätzungen haben rund zwei Drittel der großen deutschen Firmen (USA: 80 Prozent) inzwischen eine eigene Homepage, wie die Startseiten im Web bezeichnet werden. Von den Mittelständlern zeigen derzeit nur etwa drei Prozent Flagge im Computernetzwerk – Tendenz stark steigend. "Viele haben lange abgewartet nach dem Motto: Erst mal gucken, was die Konkurrenz macht", sagt Wolfgang Bscheid von einer Münchner Multimedia-Agentur. Doch nun gibt es ernsthafte Online-Aktivitäten auch bei bisherigen "Internet-Muffeln": Das Netz sei in den Firmen nicht mehr das Spielzeug einzelner computerverliebter Mitarbeiter, sondern Thema der Geschäftsführung.

Allerdings: "Der Nutzwert bleibt bei den anfänglichen Vorstellungen vieler Unternehmen in Sachen Internet-Präsenz auf der Strecke", sagt Frank Biernat, Mitinhaber einer Hamburger Multimedia-Agentur. Und zwar der Nutzen für das Unternehmen und für die Besucher der Firmenseiten im Web. "Wer ins Internet geht, muß mehr tun, als eine bunte Homepage mit hübschen Grafiken zu installeren."

Professionell planen

So bieten viele Industrie- und Handelskammern inzwischen Internetseminare für Mitarbeiter ihrer Mitgliedsunternehmen an, damit der Schritt ins Netz professionell geplant wird. Vielfältige Möglichkeiten eröffnen sich denjenigen, die das Ziel ihres Internet-Engagements klar definieren und danach ihre Webseiten gestalten. "Die goldene Regel lautet: Im Netz kann man kaum Geld verdienen, mit dem Netz schon", sagt Björn Sorge von einer Fürther Agentur, die unter anderem einen Sportartikelhersteller multimedial betreut. Soll heißen: Schnelle Gewinne werfen die Internet-Investitionen, die selbst bei kleinen Firmen fünfstellige Beträge kosten, nicht ab. Eingebunden in ein Marketingkonzept, das auch herkömmliche Werbung und Vertriebswege einschließt, könnten sie jedoch mittelfristig zu mehr Privat- und vor allem Firmenkunden führen und umsatzsteigernd wirken – in vielen Branchen. Daher, erwartet auch der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft, werde der Anteil der betrieblichen Internet-Ausgaben an den Werbeetats – derzeit etwa ein Prozent – in Zukunft steigen.

VON STEFAN KRUSE (dpa)