INTERNET

Samtpfoten auf der Datenautobahn

 

Gerhardt Wagner ist nicht nur ein Technik-Fan, sondern auch ein passionierter Katzenliebhaber. Auf seinen Internet-Seiten verbindet er beide Leidenschaften.

KORBACH

Unter dem Birnbaum wartet eine schwarz-weiße Katze auf Post. Sie ist aus Blech, dient als Briefkasten und verdeutlicht nicht nur dem Postboten eine Leidenschaft der Familie Wagner. Im Haus lauern Ronja und Birk. Die Karthäuserkatze und der Britisch-Kurzhaar-Kater sind die Lieblinge der Familie Wagner und gehören zu den weltweit wenigen Katzen mit einer eigenen Homepage im Internet. Verantwortlich für den Internet-Auftritt seiner samtpfotigen Vierbeiner ist Gerhardt Wagner. 1979 hat der 50jährige Verwaltungsangestellte seinen ersten Computer erstanden, sich mit der frühen Programmiersprache Basic herumgeärgert und erste Versuche mit Modemübertragungen gestartet. "Seit über zwei Jahren nutze ich das Internet. Seit Herbst 1995 habe ich eine eigene Homepage, auf der unter anderem meine Frau Waltraud, meine Tochter Rebecca, ich und unsere Katzen auftreten", erläutert der gelernte Großhandelskaufmann seine Angebote auf der weltweiten Datenautobahn. Besucher seiner Homepage – inzwischen sind es 366, wovon Wagner seine eigenen Zugriffe auf die elektronischen Familienseiten nicht mitzählen dürfte, wie er lächelnd zugibt – erf ahren so, daß Ronja und Birk eigentlich Ada und Anastra von der Karlsaue heißen. Weiterhin lesen Besucher auf der Familienseite, daß die elf- jährige Rebecca manchmal im Haushalt mithilft, nur selten ihr Zimmer aufräumt und das Wagners Ehefrau Waltraud am liebsten Aquarelle malt.

 

Neben Fotos von seinen Liebsten hat Gerhardt Wagner auch noch eine In Memoriam-Seite für jüngst verstorbene Familienmitglieder, eine ganz in Grün gehaltenen Irland-Seite – das Lieblingsland seiner Frau – und ein Gästebuch für Internet-Besucher eingerichtet. "Es sind zwar noch nicht viele Zusendungen, aber am meisten gefreut habe ich mich über eine Nachricht von der 70jährigen Schwedin Anne- Marie Ecklöf", berichtet Wagner, dem inzwischen Fachbegriffe wie "Netscape-Navigator", "Internet-Explorer" oder "Bookmarks" flüssig über die Lippen gehen.

Seine eigenen Reisen ins Internet unternimmt Gerhardt Wagner am liebsten am Wochenende, und dann am Vormittag, denn "da schlafen die meisten Internet-Freaks, und das Netz ist nicht so überlastet", weiß ’der Korbacher. Wagner selbst verbringt kaum mehr als 20 Stunden in der Woche im Internet. Für ihn ist das Computernetz ein Hobby, ein zusätzliches Informationsmedium, aber keine Sucht. An neuen Technik-Kniffen ist Gerhardt Wagner aber dennoch immer interessiert, zumal der Volkshochschulmitarbeiter jetzt auch die Gestaltung der Internet-Seite eines Katzenrin- ges übernommen hat. Themen rund um Wagners Lieblingstier werden dort besprochen. Die kleine Internet-Gemeinde hat allerdings erst vier Mitglieder. Aber das kann sich ja ändern.

Internet-Adresse: http://home.t-online.de/home/ gerdw

VON MARTIN SCHOLZ