Das Internet

ISDN oder Modem: Tempo ist alles

Schnelligkeit ist Trumpf, besonders im Internet. Für eine möglichst flotte Verbindung versuchen die Entwickler von Hard- und Software alle technischen Möglichkeiten auszureizen.

Das Maß aller Dinge beim Internetzugriff ist die Gechwindigkeit, mit der Daten verschickt und empfangen werden. Man spricht von Datenübertragungsrate oder Datendurchsatz. Geschwindigkeit wird in bps (bit pro Sekunde) angegeben, was Ihnen wahrscheinlich nicht allzuviel sagt. Wenn Sie aber die bps-Zahl durch 10 teilen, wissen Sie ungefähr, wieviele Buchstaben über eine Datenverbindung pro Sekunde übermittelt werden (cps). Die gegenwärtigen durchschnittlichen Übertragungsraten stehen bei 3000 bis 12 000 Zeichen pro Sekunde. Das ist ganz schön viel der gute alte Fernschreiber schaffte gerade mal 6 Zeichen pro Sekunde. Modems arbeiten mit allen technischen Kniffen und Tricks, um auf solche Geschwindigkeiten zu kommen. Es werden mathematische Verfahren zur automatischen Fehlerkorrektur eingesetzt, und eingebaute Kleinstcomputer bearbeiten die Daten so, daß zwar die Übermittlung nicht schneller, dafür aber die Datenmenge kleiner wird (sogenannte Datenkompression).

Genormte Verfahren

Um den Zugewinn durch Datenkompression einzuberechnen, können Sie die heute üblichen Grundgeschwindigkeiten von 14 400, 28 800 oder 33 600 bps (1440 bzw. 2880 bzw. 3360 Zeichen) mal 2 bis 3 rechnen (die Kompression ist nicht bei allen Arten von Daten erfolgreich). Daß ein Modem all diese Tricks beherrscht, kann der Hersteller anhand verschiedener internationaler Normen ausweisen. Achten Sie beim Modemkauf darauf, daß f olgende Normen erf üllt sind (meist auf die Verpackung aufgedruckt oder in der Bedienungsanleitung): V.34 oder V.34 Plus, V.42 und V.42 bis.

Doppelt ist schneller

Das digitale Telefonnetz ISDN übermittelt alle Daten in der ihm eigenen Grundgeschwindigkeit von 64 000 bps. Auch hier kann Datenkompression mit entsprechendem Geschwindigkeitsgewinn eingesetzt werden (Fehlerkorrektur ist nicht nötig, dafür sorgt ISDN selber). Außerdem kann die Grundgeschwindigkeit verdoppelt werden, indem man zwei Leitungen gleichzeitig benutzt (allerdings auch zum doppelten Tarif und nur mit ISDN-Geräten, die diese Technik beidseitig beherrschen). Nun ist es aber so, daß viele dieser Werte reine Theorie sind. Wie schnell Sie sich von zu Hause aus tatsächlich mit dem Internet verbinden können, hängt nämlich nicht nur von den Geräten ab, welche Sie einsetzen, sondern von vielen andern Faktoren. Vor allem ist das Internet selbst häufig überlastet, so daß die Daten nur "tröpfchenweise" bei Ihnen eintreffen, egal wie gut Ihr Modem oder Ihre ISDN-Verbindung ist. Es ist auch so, daß unter gewissen Umständen Modemverbindungen schneller sind als ISDN, zum Beispiel dann, wenn erheblich mehr Leute per ISDN über bestimmte Verbindungswege auf bestimmte Daten zugreifen als solche mit Modems. Um Zugriffsgeschwindigkeiten zu steigern, werden ständig neue Techniken entwickelt, von denen vielleicht eine demnächst Modems oder ISDN ablösen wird. Die Modemindustrie hat neue Geräte mit bis zu 56 000 bps (in einer Richtung) herausgebracht. Außerdem gibt es Versuche, das Fernsehkabelnetz statt des Telefonnetzes für den Internetzugang zu nutzen. Und auch via Satellit können bereits Daten mit hoher Geschwindigkeit zumindest in einer Richtung vom Empfänger angefordert werden, allerdings ist diese Empfangstechnik noch relativ teuer.

220 Volt plus Daten

Die Suche nach einer preiswerten und eleganten Lösung hat sogar das das gute alte Stromnetz als Medium für die moderne Datenübertragung ins Gespräch gebracht. Entsprechende Spezial-Filter haben kanadische und britische Forscher entwickelt, und im Frühjahr 1998 soll in Großbritannien ein erster Feldversuch starten.

VON PAUL BATT